Menschen tragen eine Erdkugel

Braunkohlenstaub

Lemgo, den 16. April 2005


"Stellungnahme zu Plänen der Firma BTM, Lemgo, Braunkohlestaub zur Energiegewinnung einzusetzen"


Die zum Euroviakonzern gehörende Firma BTM, Baustoff- Technik + Mischwerke GmbH, am Liemer Weg in Lemgo plant die Umstellung ihrer Energieversorgung von Erdgas auf Braunkohlestaub. Die Ortsgruppe des Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Lemgo hält diese Entscheidung für eine Katastrophe für die Bürger von Lemgo und die ÖKO-Bilanz der Stadt. Dabei messen wir die Firma an ihren eigenen Bekundungen. Auf den Internetseiten des Euroviakonzern wird zum Umweltschutz ausgeführt:

"Die EUROVIA GmbH verfolgt als führendes Straßenbauunternehmen im Konzern den Grundgedanken, dass erfolgreiches Wirtschaften nur in einer gesunden Umwelt möglich ist. Das Bewusstsein aktiv dazu beitragen zu können, um Natur und Umwelt zu erhalten, ist ein Bestandteil der unternehmerischen Entscheidungen und Prinzipien des Konzerns. Aktiver Umweltschutz verpflichtet zu immerwährenden Verbesserungen."

Wer solche Ansprüche an den Umweltschutz stellt, der sollte umweltrelevante Entscheidungen auch mit den betroffenen Bürgern und nicht gegen sie umsetzen. Umweltschutzmaßnahmen im Sinne der Firmenphilsophie müssten Konzepte der Kraftwärmekopplung, den Einsatz regenerativer Energien und nicht den Einsatz von Braunkohlestaub beinhalten. Zu befürchten ist, dass durch den Einsatz von Braunkohlestaub trotz Einhaltung von Grenzwerten in Lemgo mit einem deutlichen Zuwachs an Feinstaub, Stickoxid (NOx) und Schwefeldioxid (SO2) zu rechnen ist. Die CO-2-Belastung wird wegen der geringeren Effizienz der Anlage und wegen des problematischen Braunkohlestaubs  gegenüber der bisherigen Anlage mehr als verdoppeln. Auch der Transport von tausenden Tonnen Braunkohlestaub über rund 200 km stellt eine zusätzliche Umweltbelastung dar. Damit werden jahrelange Bemühungen der Stadt Lemgo zur Verminderung von Treibhausgasen zunichte gemacht.

Bei der Argumentation mit Grenzwerten sollte man auch bedenken, dass Wissenschaftler wie Professor Wassermann immer wieder darauf verwiesen haben, dass sich gesetzlich bestimmte Grenzwerte zu Schadstoffbelastungen immer an den Möglichkeiten der Industrie orientiert haben und fast nie an Vorsorgewerten, die für schwache Glieder unserer Gesellschaft, wie alte Menschen, kranke Menschen und insbesondere Kinder notwendig wären.

Von daher fordern wir die Firma BTM auf, ihre Pläne zur Umstellung der Energiegewinnung auf Braunkohlestaub aufzugeben.

gez. Willi Hennebrüder(Pressesprecher)

Links:
www.vbu.de/public/landkarte/default.aspx?sKarte=NRW

www.vbu.de/public/index.php?strincseite=incmetiersumwelt&strmetier=umwelt

www.agfw.de/fileadmin/dokumente/for/PWVorstudie.pdf



Ergänzung zum Pressebericht:

Bei ersten Recherchen zum Thema Emissionen beim Braunkohlestaubeinsatz sind wir auf eine Studie des Frauenhofer Instituts für System- und Innovationsforschung mit dem Titel "Pluralistische Wärmeversorgung" gestoßen.

Im Vorwort zur Studie (www.isi.fhg.de/e/kwk.htm) wird ausgeführt:

"Eine Vorstudie kam zu dem Ergebnis, dass der Einsatz von modernen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen zu den volkswirtschaftlich kostengünstigsten Möglichkeiten der CO2-Reduktion zählt und durch Umbau, Modernisierung und Ausbau der KWK-Anlagen 40 % der gesamten Treibhausgasminderung übernommen werden kann. Ausgehend von dieser Feststellung und angesichts der bekannten Preis- und Kostensituation auf dem Strommarkt, plädiert die Studie für den Erhalt der positiv zum Umweltschutz beitragenden KWK-Anlagen und schlägt ein Bündel von Maßnahmen zum Erhalt und zum Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung vor."

Auf Seite 270 der Studie sind die spezifischen Emissionsfaktoren aufgeführt (siehe unten). Die Ergebnisse zeigen, dass der Einsatz von Erdgas die wesentlich bessere ökologische Alternative ist. Auch von daher kann mit die Pläne der Firma BTM zum Einsatz von Braunkohlestaub nur ablehnen.

studie-fraunhofer.gif