Menschen tragen eine Erdkugel

Nationalpark Teutoburger Wald

Lemgo, 24. Februar 2012
 
Bei der Lemgoer Ortsgruppe des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland hatte man schon vor mehr als einem halben Jahr den Jahresvortrag zum Thema Nationalpark Teutoburger Wald - Senne geplant. Damals wusste man noch nicht, dass dies Thema auf einmal so umstritten werden sollte. Von daher war man froh, dass man mit Professor Dr. Roland Sossinka aus Bielefeld einen absoluten Experten nach Lemgo geholt hatte. Dr. Peter Biresch von der Volkshochschule freute sich deshalb auch bei der Begrüßung, dass der Vortragssaal bis auf den letzten Platz gefüllt war. Willi Hennebrüder vom BUND Lemgo, der die Veranstaltung moderierte wies zu Beginn darauf hin, dass z.B. in den Niederlanden bei nur etwas größerer Landesfläche inzwischen 20 Nationalparke ausgewiesen wären und in Österreich 6. Da bestünde für NRW noch erheblicher Nachholbedarf. 

In seinem Vortrag erläuterte Professor Dr. Sossinka genau welche Bereiche für den Nationalpark vorgesehen sind, wie die Konzeption aussehen würde und dass die Ausweisung als Nationalpark erst der Anfang eines sehr langen Prozesses einer Entwicklung hin zu einem Gebiet sei, bei der im Kern Natur sich nach den eigenen Gesetzen entwickeln könne. Mit eindrucksvollen Bildern wurde dokumentiert, welche Tier- und Pflanzenarten es zu schützen gelte und dass man dies auch als Chance für die Region begreifen müsse. Er machte darauf aufmerksam, dass die Bundesregierung sich auf internationaler Ebene verpflichtet habe, 5 % des Waldbestandes als Naturwald auszuweisen und man erst bei 1 % angelangt sei. 

In der anschließenden Diskussion wurde von Befürwortern und Gegnern sehr sachlich argumentiert. So wurde z.B. nachgefragt ob das Argument der Gegner stimme, dass man  in einem Nationalpark den Wald nicht betreten dürfe und es nur von Rangern geführte Begehungsmöglichkeiten geben würde. Professor Dr. Sossinka machte klar, dass es sich bei einem Großteil der Flächen schon jetzt um FFH-Gebiete handele, bei dem die Wege nicht verlassen werden dürften und dies würde auch weiterhin bei der Ausweisung als Nationalpark gelten. Ansonsten könne jeder wie in anderen Nationalparken üblich selbst entscheiden, ob er mit oder ohne Führung durch den Nationalpark wandert. Dann wurde nachgefragt wer das Geld für das Informationskonzept und die Mitarbeiter bezahlen würde. Hier wies Professor Dr. Sossinka darauf hin, dass dies in der Verpflichtung des Landes NRW liege und damit der Kreis Lippe finanziell entlastet würde. Am Rande gab es von Seiten der Gegner noch die Kritik, dass man ja hier in Privateigentum eingreifen würde. Die Antwort, bei Umgehungsstraßen und Autobahnen wird dies von der Bevölkerung wie selbstverständlich akzeptiert und da dürften auch Straßen durch den Teutoburger Wald entstehen, nur bei schützenswerten Tieren und Pflanzen tut sich die Bevölkerung schwer diesen ein Überlebensrecht einzuräumen und sie für zukünftige Generationen zu erhalten. Von Seiten des BUND Lemgo wird als Fazit gesehen, dass man mit sachlicher Information eigentlich nur dazu kommen kann, einen Nationalpark nach Lippe zu holen und man in einigen Jahren mit Stolz sagen könne "Bei uns gibt es einen Nationalpark mit einzigartigen Tier- und Pflanzenarten".
 

Prof. Dr. Sossinka