Menschen tragen eine Erdkugel

Abtei Fulda

Lemgo, 31. März 2007

Schwester Christa Weinrich begeisterte die Zuhörer Es geht ohne Chemie im Nutzgarten. Dies beweisen seit über 50 Jahren die Benediktinerinnen der Abtei zur Heiligen Maria in Fulda. Jetzt war mit Schwester Christa, einer gelernten Gartenbauingenieurin, eine der Hauptakteure des Gartenbaus in der Abtei zu einem Vortrag nach Lemgo gekommen. Frau Ellen Lüke von der Volkshochschule und Willi Hennebrüder von der BUND-Ortsgruppe, die gemeinsam die Veranstaltung durchführten, waren hoch erfreut, dass mit rund 70 Zuhörern alle Stühle bis auf den letzten Platz besetzt waren.

Vorträge von Schwester Christa außerhalb der Abtei Fulda sind eine Seltenheit. Wegen der vielen Arbeit im Klostergarten gibt es nur eine Vortragsveranstaltung im Jahr. Dabei ist die Liste der Anfrager sehr lang, denn es gibt in Deutschland keine bessere Vertreterin des ökologischen Gartenbaus, die über solche Fachkenntnisse und so viele Jahre Erfahrung verfügt. Grund Ihrer Zusage für Lemgo war nach Ihren eigenen Aussagen dann auch die jahrelange Zusammenarbeit mit Willi Hennebrüder von der BUND-Ortsgruppe. So wurde eine kleine, vom BUND Lemgo herausgegebene Informationsschrift über den Biologischen Pflanzenschutz unter Mitwirkung von Schwester Christa Weinrich erstellt.

Im Vortrag zu den Naturgemäßen Arbeitsweisen im Klostergarten der Abtei wurden von Schwester Christa 3 Kernpunkte herausgestellt. 1. Die Kompostierung. Die Düngerzufuhr erfolgt durch die eigene Herstellung von Kompost. Dabei wird zur Schnellkom­post­gewinnung HUMOFIX eingesetzt. Dieser Aktivator wird in der Abtei selbst aus Schafgarbe, Brennnessel, Baldrian, Löwenzahn, Kamilleblüten und Eichenrinde hergestellt. Die Kräuter werden getrocknet und pulverisiert, dann mit Milchzucker und Honig als Präparat zusammengemischt. Mit der Einbringung von Kompost entsteht ein lebendiger, fruchtbarer Boden, eine gute Bodenstruktur und -gare, gesunde und widerstandsfähige Pflanzen, die wiederum für eine reiche Ernte sorgen. Zweiter Punkt, so Schwester Christa, ist eine dauerhafte Bodenbedeckung. So wird der Boden vor Erosion, Aus­waschung und Austrocknung geschützt. Mikroorganismen und Regenwürmer fühlen sich wohl und produzieren ständig Düngernach­schub. Ein Biogärtner gräbt nicht um, sondern überlässt dies den Regenwürmern. Das gleich­bleibende Bodenklima sorgt für ein gesundes Wachstum der Pflanzen. Dabei wird z.B. im Herbst zur Boden­bedeckung gezielt Gelbsenf ausgesät, der dann im Winter abstirbt und bis zum Frühjahr den Boden bedeckt.

Dritter wichtiger Punkt ist die Mischkultur. Durch Experimente, Zufallsbegebenheiten und Informationsaustausch hat man über die Jahre Erfah­rungen zu guten und schlechten Nachbarschaften von Nutzpflanzen sammeln können. Neben den positiven Nachbarschaften der Nutzpflanzen wie z.B. Zwiebel und Möhren, Bohnen - Möhren ? Blu­men­kohl oder Buschbohnen und Tomaten ist es insbesondere der Abtei Fulda zu verdanken, dass jetzt Erkenntnisse zu den positiven Wirkungen von Kräutern und Blumen im Biogarten vorliegen. So halten die Ringelblumen die Tomaten gesund. Dabei werden durch den Duft die Schädlinge irritiert, die dann lieber die Monokulturen aufsuchen. Die Blumen und Kräuter ziehen verstärkt Nutzinsekten an, die Schädlinge in Grenzen halten. Durch die Blumen- und Kräutervielfalt angelockte Hummeln und Wildbienen sorgen als Dank für die reichliche Nahrung wiederum für eine gute Befruchtung bei den Nutzpflanzen. Sollte es dennoch einmal Probleme geben, greift man nicht auf die Chemie zurück. Jauchen oder auch Tees werden aus verschiedenen Pflanzen hergestellt und zur Stärkung und Abwehr gegen Krankheiten und Schädlinge eingesetzt.

Die Zuhörer in Lemgo waren begeistert, von der engagierten Arbeit und dem enormen Fachwissen. Zu allen Fragen konnte Schwester Christa Ratschläge erteilen und über die eigenen Erfahrungen mit den Problemen berichten.

Abschließend gab es noch Geschenke für Schwester Christa. Ein Buch über die Stadt Lemgo von Frau Lüke von der VHS und von Willi Hennebrüder vom BUND Lemgo eine Myrobalane und ein Buch über alte Gemüsesorten, von dem man in Erfahrung gebracht hatte, dass dies noch nicht im Besitz der Abtei war. Mit dem Dank wurde das Lob für die vorbildliche Pionierarbeit der Schwestern der Abtei Fulda verbunden, ohne die sich der biologische Garten­bau in Deutschland wohl kaum hätte etablieren können. Im Juni können Interessenten bei einer Exkursion nach Ful­da vor Ort ansehen, wie der Klostergarten bewirtschaftet wird. Interessenten wenden sich bitte an die VHS Lem­go. Informationen über die Arbeit der Abtei Fulda findet man auch im Internet unter Abtei Fulda (http://www.abtei-fulda.de)

Willi Hennebrüder
-Pressesprecher-