Streuobstwiese Lindenhaus
Die vom BUND Lemgo betreute Streuobstwiese Am Lindenhaus kann auf eine sehr lange Historie zurückblicken. Sie war ehemals Teil des Lustgartens des Schlosses Brake. Dieser wurde von Simon VI bereits 1589 eingelegt. In den Urkunden ist vermerkt, dass damals Bäume und Rißer (Obstreiser für die Veredlung) aus Holland über Vlotho nach Lemgo gekommen sind. Zum Lustgarten gehörten 2 Baumhöfe (Wiesen mit Obstbäumen). Link mit Informationen zur Historie Die BUND-Ortsgruppe Lemgo betreut seit 1989 die 2,5 ha umfassende Streuobstwiese Am Lindenhaus. Hier stehen ausnahmslos alte Obstsorten. 2007 wurde ein Lehrpfad angelegt, der über eine Vielzahl dieser Sorten informiert. Insgesamt gibt es in der Streuobstwiese inzwischen mehr als 100 alte Obstsorten. Sorten siehe unter http://www.bund-lemgo.de/Apfelsorten.html Wir haben im Laufe der Jahre ein ökologiesches Konzept entwickelt, bei dem ohne Einsatz von Chemie ein guter Ertrag erzielt wird. Dabei kooperieren wir mit dem Biolandhof von Karla Ebert aus Lemgo, die die Wiesenpflege mit Kaltblütern und Schafen übernimmt. Die Streuobstwiese ist beim Biolandverband gemeldet und werden regelmäßig kontrolliert. Der BUND Niedersachsen hat ein Handbuch zum Thema Streuobstwiesen erstellt mit Informationen zur Anlage und Pflege. Wir stellen dies hier zum kostenfreien Download bereit.
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Kaltblüter mit Wiesenschleppe im Einsatz | Obstblüte in der Streuobstwiese | Star trillert auf einem Apfelbaum in der Streuobstwiese |
Beweidung mit Schafen | Apfelbaum Kaiser Wilhelm | Winter in der Streuobstwiese |
Ökologisches Konzept für Streuobstwiesen am Beispiel der Streuobstwiese Am Lindenhaus in Lemgo
Das hier vorgestellte Konzept kann als Vorbild für die Neuanlage von Streuobstwiesen oder die Übernahme der Betreuung dienen. Die Neuanlage von Streuobstwiesen im Rahmen sogenannter Ausgleichsmaßnahmen macht nur Sinn, wenn eine dauerhafte Betreuung durch eine Umweltgruppe oder durch Bürger- bzw. Gartenbauvereine gewährleistet ist.
Gesunder Boden - gesunde Bäume - gesunde Früchte
Eine kontinuierliche Nährstoffzufuhr trägt zur Gesunderhaltung der Bäume und des Obstes bei. Sie fördert und erhält eine hohe Widerstandskraft gegen Schädlinge. Allerdings wird auf den Einsatz chemischer Düngemittel gänzlich verzichtet. Auch auf eine kontinuierliche Zuführung von organischem Dünger wie Kompost wird verzichtet. Diese erfolgt nur bei der Neuanpflanzung von Obstbäumen inkl. einer Abdeckung mit einer Mulchschicht. Bei zu mageren Böden sollte man jedoch in den ersten Jahren für eine Düngung mit Kompost sorgen bzw. die Pflanzerde mit reifem Kompost vermischen.
Nach dem Konzept von Heinz Erven in Remagen sorgen wir für eine ständige Bodenbedeckung mit einer Gras- und Kräutervielfalt in der Streuobstwiese. Absterbende Pflanzen werden von Mikroorganismen und Regenwürmern zu Dünger verarbeitet. Auf einem qm Dauerwiese erzeugen Regenwürmer im Jahr rund 4.000 g bis 8.000 g Humus. Die Bodenbedeckung verhindert zudem eine schnelle Austrocknung des Bodens und das damit verbundene Absterben von Feinwurzeln. Auch ist die Zahl der Mikroorganismen und Regenwürmer im feuchten Boden wesentlich höher als im trockenen Boden. Verzichtet haben wir allerdings auf die von Heinz Erven mit Erfolg praktizierte direkte Unterpflanzung der Obstbäume mit Brennnesseln in Kombination mit zweimaliger Mahd. Wegen des damit verbundenen Arbeitsaufwandes ist dies zurzeit nicht leistbar.
Bodenmüdigkeit
Warum nicht aus der Natur lernen? Der asiatische Wildapfel (Malus sieversii) ist Vorläufer unseres Kulturapfel. Das rieisege Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom südlichen Kasachstan über Kirgisistan und Tadschikistan bis ins chinesische Xingjiang. Seit ewigen Zeiten stehen auf gleicher Fläche abertausende Apfelbäume, die eine Wuchshöhe von 5 m bis 30 Metern erreichen, mehr als 300 Jahre alt werden und deren Früchte zum Teil eine Qualität erreichen, die mit unseren Kulturäpfel durchaus vergleichbar ist. Dort sorgt die Natur für eine kontinuierliche Nährstoffversorgung, gesundes Wachstum und gesunde und widerstandsfähige Früchte. Auch auf der Streuobstwiese Am Lindenhaus, die bereits 1589 als Teil des zum Schloss Brake gehörenden Lustgartens angelegt wurde, stehen seit über 400 Jahren Apfelbäume. Von Bodenmüdigkeit ist noch immer nichts zu erkennen, weil man nach dem Vorbild der Natur arbeitet.
Die Natur sorgt vor. Im Herbst fallen die Blätter und auf der Baumscheibe beginnen Mikrooranismen und insbesondere Regenwürmer damit wertvollen Humus zu produzieren. Auch absterbende Wildkräuter werden zu Humus verarbeitet. Das nachstehende Foto in der Mitte der ersten Reihe zeigt, dass die Regenwürmer sogar Blätter einrollen und nach und nach in ihren Gang ziehen und daraus Humus erstellen und zwar in einer Zusammenstellung, wie ihn die Düngelmittelhersteller nicht liefern können. Zudem sorgt die ständige Bodenbedeckung dafür, dass die Böden nicht so schnell austrocknen und so über die Feinwurzeln eine ständige Versorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen gewährleistet wird.
Streuobstwiese zum Ende des Oktobers |
Streuobstwiese Ende November |
Obstwiese im Februar - das Laub ist fast verschwunden |
Februar - Mikroorganismen und Regenwürmer haben ganze Arbeit geleistet |
Durch die Beweidung mit Schafen gibt es eine ergänzende Düngung über den Schafkot. Dies erfordert im Gegenzug dann allerdings einen Schutz aller Jungbäume vor Verbiss, wobei der innere Stammschutz mit einer Drahthose nicht nur bei Weidevieh notwendig ist (Verbiss durch Rehwild, Hasen, Kaninchen und sonstige Nager).
Leider gibt es noch keine Untersuchung, welche Kräuter für die Gesunderhaltung des Bodens und die Düngerzufuhr in Obstkulturen besonders geeignet sind.
Anforderungen an den Boden und Möglichkeiten der Bodensanierung
Hein Erven aus Remagen, ein Pionier des ökologischen Garten- und Obstbaues, ist bereits in den 70er Jahren in seiner Obstanlage völlig neue Wege gegangen. Unter seine Obstbäume pflanzte er eine Vielzahl von Wildkrätern, inkl. Brennnesseln. Diese wurden zweimal im Jahr gemäht und das Mahdgut blieb unter den Bäumen liegen. Damit wurden Mikroorganismen und Regenwürmer versorgt, die einen optimalen Dünger für die Obstbäume lieferten und zu gesunden und widerstandsfähigen Obstbäumen beitrugen. Die Regenwürmer lockerten den Boden bis zu einer Tiefe von einem Meter auf. Diese Erkenntnisse sollten Hinweis sein, ebenso zu Handeln und auf chemische Düngemittel zu verzichten.
Bodensanierung
Wenn Obstbäume allerdings auf sandigen oder steinigen oder ausgelaugten oder verdichteten Böden oder auf Böden mit geringen Bodenwertzahlen stehen, sind ergänzende Maßnahmen notwendig um den Boden zu gesunden. Eine Bodenverbesserung mit biologisch nachhaltiger Wirkung erzielt man z.B. mit Naturdüngern wie Texas BioGold, Texas Naturdünger oder Texas Energiesubstrat. Diese Dünger sind frei von Torf und nutzen die positiven Wirkungen von Terra Preta für die Bodengesundung. Weitere Infos siehe: http://energiewert.shop/
Schädlingsbekämpfung
Schädlingsbekämpfungdurch ökologisches Gleichgewichtund Förderung der Nützlinge |
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Steinkauzröhren helfen bei der Ansiedlung |
Auf den Einsatz von Chemie zur Bekämpfung von Schädlingen jedweder Art wird verzichtet. Dies erfordert eine konsequente Förderung von Nützlingen/natürlichen Feinden.
Zu den Nützlingen im Obstbau zählen die Vögel inkl. der Eulen, die Fledermäuse, Mauswiesel, Igel, Marienkäfer, Florfliegen, Hornissen, Wespen, Ohrenkneifer, Raubkäfer, Laufkäfer, Schwebfliegen, Schlupfwespen usw. usw.
Zur Förderung der Ansiedlung von Vögeln wurden bisher rund 50 Nistkästen für verschiedene Vogelarten angebracht, die zu mehr als 80 % belegt sind. Hinzu kommt eine Vielzahl von Naturhöhlen in den alten Obstbäumen. Die Zahl der Nistkästen soll kontinuierlich erhöht werden, um einmal zu prüfen, wie groß die Anzahl bei idealem Lebensraum sein darf.
Neben den Nistkästen bietet die umgebende Hecke mit einer Vielzahl von heimischen, standortgerechten Vogelschutz- und Vogelnährgehölzen weitere Nistmöglichkeiten für Vögel. Die Vogelnährgehölze sind wiederum notwendig, damit die Vögel im Herbst und Winter eine gute Nahrungsquelle haben. Auch bei diesem Beispiel zeigt sich, dass eine ganzheitliche Betrachtung notwendig ist.
Zur Förderung der Nützlinge wurden Steinhaufen und Totholzhaufen angelegt. Igel, Mauswiesel und Hermelin finden hier Unterschlupf. Wir konnten beobachten, dass das Mauswiesel sich gerne am Rand der Totholzhaufen bewegt. Die Totholzhaufen haben für uns zudem den Vorteil, dass wir den Baumschnitt nicht entsorgen müssen.
Zum Schutz vor Wühlmäusen werden die Wurzelballen in einen Korb mit unverzinktem Draht gesetzt. Die Schafbeweidung mit dem ständigen Getrappel vergrämt die Wühlmäuse zusätzlich. Den Rest besorgen Mauswiesel und Hermelin bzw. Steinkauz und Schleiereulen.
Das Ergebnis des Konzepts zeigt, dass rund 70 % bis 80 % der Äpfel frei von Schädlingen sind. Wühlmausschäden sind nicht feststellbar. Einzig und allein der Birnengitterrost ist ein Problem. Durch die Anpflanzung von exotischem Zierwacholder in den benachbarten Gärten überwintert der Pilz und sorgt regelmäßig für den kompletten Ernteausfall. Hier wollen wir auf resistente Sorten umsteigen, weil die Unvernunft und Unkenntnis vieler Grundstückseigentümer und Gartenbaumärkte nur schlecht zu beeinflussen ist.
Benjeshecke
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Mauswiesel nutzen Hecken als Unterschlupf - Bild mit Genehmigung des Naturfotographen Gerhard Brodowski. www.brodowski-fotografie.de |
Mirabellenhecke
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Dokumentation aus der Schweiz - Dr. Helen Müri und Rolf Anderegg: "Von Mäusen und Menschen"
In ihrem umfassenden Beitrag zur natürlichen Regulation der Wühlmausbestände durch die Feinde wird aufgezeigt, wie wertvoll die Förderung der natürlichen Feinde ist.
Wir danken dem Kompetenzzentrum für Wildtierbiologie "Wildtier Schweiz" für die Genehmigung zur Bereitstellung des Fachbeitrages.
Download Fachbeitrag "Von Mäusen und Menschen"
Weitere Informationen zur Förderung von Nützlingen inkl. Angebote von Nistkästen finden Sie hier: http://www.bund-lemgo.de/Vogel-_und_Artenschutz_.html
Die Heckeneinfassung und ihre BedeutungFast die gesamte Streuobstwiese wird durch eine Mischhecke umgeben. Hecken tragen dazu bei, dass der Wind gebrochen wird. Im Sommer wird ein schnelles Austrocknen des Bodens vermieden. Im Winter können kalte Winde nicht so große Schäden an den Bäumen anrichten und auch zur Blütezeit wird das Risiko von Frostschäden durch die Hecke vermindert. Das insgesamt ausgeglichenere Kleinklima trägt zu einem verbesserten Wachstum von Bäumen und Früchten bei. In einer Veröffentlichung der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft wird darauf hingewiesen, dass durch Heckenpflanzungen Ertragssteigerungen bei Obst und Gemüse von 10 % bis 50 % erreicht wurden. In die Mischhecke aus heimischen Gehölzen wurden viele Wildfrüchte integriert. Diese können z.B. für die Herstellung von Gelees, Marmeladen und Saft genutzt werden. Für die Tiere sind sie im Winter eine wertvolle Nahrungsergänzung. Frühblühende Sorten locken zudem die Wildbienen an, die dann zur späteren Obstblüte für die Befruchtung sorgen. Denkbar ist es natürlich auch den Garten oder die Obstwiese durch eine Hecke aus Mirabellen einzufassen. Um Arbeit und Kosten bei der Beseitigung von Baumschnitt zu sparen, wurde in bestimmten Bereichen der Obstwiese eine Benjeshecke angelegt. Benjeshecken oder Totholzhecken sind lockere Ablagerungen von Ästen und Zweigen. Hermann Benjes beschrieb dieses Vorgehen Ende der 1980er Jahre. Benjeshecken bieten Vögeln und anderen Tieren Schutz und Nahrung, so dass diese mit ihrem Kot oder ihren Nahrungsdepots das Aussamen von Gehölzen beschleunigen sollen. Das Prinzip der Benjeshecke besteht darin, Hecken nicht durch Neuanpflanzung, sondern durch Windanflug und durch Samen aus dem Kot rastender Vögel bzw. Nahrungsdepots von Tieren aufbauen zu lassen. Typisches Beispiel ist das Versteck von Haselnüssen durch Eichhörnchen. In unserer Benjeshecke fühlt sich auch das Mauswiesel sehr wohl. |
Info zur Mischhecke aus WildfrüchtenDownload kostenfrei |
Die Befruchtung der ObstsortenDie meisten Obstsorten sind auf eine Fremdbestäubung angewiesen. Nur wenige Sorten sind zudem Selbstbefruchter. Apfelsorten wie Alantapfel, Biesterfelder Renette, Bohnapfel, Goldrenette von Blenheim, Schöner von Boskoop, Geflammter Kardinal, Harberts Renette und Jakob Lebel sind triploide Sorten und somit als Pollenspender ungeeignet. Bei der Wahl der Obstsorten müssen die Befruchtungsfragen mit berücksichtigt werden. Als besonders gute Befruchter gelten u.a. Ananasrenette, Apfel aus Croncels, Baumanns Renette, Charlamosky, Cox’ Orangenrenette, Geheimrat Dr. Oldenburg, Gelber Bellefleur, Goldparmäne, Landsberger Renette, Ontario, Roter Trierer Weinapfel und Weißer Klarapfel. Je größer die Sortenvielfalt in einer Streuobstwiese ist, desto besser ist auch die Befruchtung. Mit mehr als 52 Apfelsorten in der Streuobstwiese Lindenhaus, und diese auch noch entsprechend verteilt, gibt es keine Probleme. Wichtiger Aspekt bei der Befruchtung sind zwei Bieenstände von BUND-Mitgliedern und die Förderung der Wildbienen inkl. der Hummeln in der Streuobstwiese. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass sich Hummeln und Honigbienen bei der Bestäubung ergänzen. Bei kühlem Wetter sind die Hummeln die alleinigen Blütenbesucher. Während Honigbienen erst ab Temperaturen von 12o aktiv werden, fliegen Hummeln bereits ab 7o. Wird es wärmer, kommen die Honigbienen zum Zuge und die Hummeln weichen auf die kühleren Morgen- und Abendstunden aus. Die Bestäubungsaktivität (Blütenbesuche pro Tag) der Hummeln ist zwei- bis dreimal so groß wie die der Honigbienen. Auch fliegen Hummeln bis zu 18 Stunden am Tag, während Bienen bis zu 14 Stunden unterwegs sind. Da viele Obstbäume auf eine Bestäubung durch andere Sorten angewiesen sind, ergibt sich ein weiterer Vorteil der Hummeln. Im Unterschied zu Honigbienen sind sie nicht so sortenbeständig und wechseln stetig von Baum zu Baum. Nachteilig ist, dass Hummelvölker nicht groß genug sind. Auch legen sie keine großen Wege zurück. Damit sich die Hummelvölker in der Streuobstwiese ansiedeln und schnell wachsen, wurden gezielt Kräuter, Sträucher und Bäume angepflanzt, die als Frühtracht vor der Obstblüte von den Hummeln genutzt werden. Besonders wertvoll sind hier u.a. der Schwarzdorn (Schlehe), die Kirschpflaumen und Lerchensporn. Wenn die Hummelköniginnen im Frühjahr schlüpfen suchen sie nach einer ertragreichen Nahrungsquellen und siedeln sich im Umfeld an. So können die Hummelvölker schnell heranwachsen und zur Obstblütezeit maßgeblich zur Befruchtung beitragen. Wichtig ist dabei, dass man auch für eine Nachtracht sorgt, denn nach der Obstblüte werden die Hummelköniginnen der nächsten Generation herangezogen. Zu diesem Zeitpunkt erfolgt in vielen Streuobstwiesen die erste Mahd, was oftmals zur Folge hat, dass die Hummelvölker wegen Nahrungsmangel absterben. Hier haben die Hecke mit den Brombeeren und gezielt gepflanzte Beinwellpflanzen eine wichtige Ausgleichsfunktion. Die Ortsgruppe hat zum Thema ein eigenes Info mit dem Titel „Futter- und Trachtpflanzen für Hummeln in Gärten und Streuobstwiesen“ erstellt. Kosten inkl. Verssand 2 €. Anforderung per Email. Das Konzept hat sich bewährt. In schlechten Obstjahren haben wir gute Erträge und in guten Obstjahren müssen wir 20 % bis 50 % der Früchte herausnehmen, damit die Äste nicht abbrechen und die Früchte sich gut entwickeln.
Frühtracht Lerchensporn mit Hummelkönigin Nachtracht Beinwell
Weitere Informationen zur Befruchtung siehe hier: http://www.bund-lemgo.de/hummeln-sorgen-fuer-gute-obsternte.html |
Befruchtung durch Hummel Bienen in der Kirschblüte |
Die Pflege des Baumbestandes und der WieseAuch Obstbäume in einer Streuobstwiese brauchen Pflege, wenn der Obstertrag und die Qualität der geernteten Früchte im Laufe der Jahre nicht zurückgehen sollen. Insbesondere bei den neu gepflanzten Bäumen ist in den ersten Jahren der Baumschnitt erforderlich, damit sich die Baumkrone optimal entwickelt. Bei älteren Bäumen (ab ca. 40 Jahren) schneiden wir nur alle 3 bis 5 Jahre. Hier ist manchmal ein radikaler Rückschnitt weit ausladender Äste erforderlich, die sonst bei Sturm abbrechen würden. Beim radikalen Rückschnitt bilden sich oftmals neue Triebe, die zum Neuaufbau einer Krone genutzt werden können. Durch die Pflege verlängert sich die Lebensdauer eines Obstbaumes durchaus um 15 bis 20 Jahre, verbunden mit entsprechend hohen Erträgen der ausgewachsenen Bäume. Sollte trotz der Pflege der eine oder andere alte Obstbaum abgängig werden, wird der abgestorbene Baum nicht abgesägt, sondern für Spechte, Meisen und Insekten stehen gelassen. Als Ersatz wird zeitnah ein neuer Hochstammobstbaum mit einer alten Obstsorte gepflanzt, damit ein kontinuierlicher Baumbestand gewährleistet ist. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die einzelnen Bäume kartiert und die Namen der verschiedenen Sorten festgehalten werden. Fällt ein Baum dann dochmals um, werden die hohlen Stämme in die Hecke eingebaut und dienen dort Mauswiesel und Kröten als Unterschlupf. Damit die Wiese nicht verwildert, muss sie entweder regelmäßig geschnitten oder beweidet werden. In unserer Wiese haben wir ein kombiniertes Konzept entwickelt. Gemäht wird relativ spät, damit Brutvögel nicht gestört werden und sich die Wildkräuter über Samen weiter verbreiten können. Bei der Mahd wird bodenschonend mit Pferden gearbeitet. Eine Bodenverdichtung soll dadurch möglichst vermieden werden. Zur Beweidung werden alte, vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen wie Ostfriesische Milchschafe und Bentheimer Landschafe eingesetzt. Mahd und Beweidung werden von einem Biolandbetrieb aus Lemgo übernommen. |
Pferde bei der Mahd |
Die ObstnutzungDas Obst wird von den Mitgliedern der BUND-Ortsgruppe geerntet und verwertet. In den letzten Jahren wurden insbesondere alte Apfelsorten angepflanzt, bei denen die Äpfel eine lange Lagerdauer aufweisen. Dies ermöglicht den Mitgliedern eine Eigenversorgung bis in den Mai oder Juni des Folgejahres. Der riesige Vorteil des Projekts ist also die ortsnahe Versorgung mit BIO-Obst höchster Qualität. Die Transportwege sind kurz und auch durch die Lagerung im eigenen Keller, im Schuppen oder der Garage wird nicht nochmals Energie verschwendet. Somit ist dies ein Beispiel für aktiven Klimaschutz. Informationen zur Einlagerung und der natürlichen Lagerfähigkeit der Apfelsorten findet man unter: http://www.bund-lemgo.de/lagerung-von-aepfeln.html Ein Teil der Äpfel wird zu Apfelsaft verarbeitet, der von den BUND-Mitgliedern zu Vorzugspreisen erworben werden kann. Auf die Herstellung von sortenreinem Apfelsaft wird bewusst verzichtet, weil sich gezeigt hat, dass durch die Mischung verschiedenster Apfelsorten ein besonders schmackhafter Apfelsaft entsteht. Ehemals wurden für Herstellung von Apfelkuchen spezielle Apfelsorten verwandt. Leider sind diese Kenntnisse im Laufe der Jahre verloren gegangen. Dazu haben wir ein eigenes Projekt "Omas Apfelkuchen lebt wieder auf" gestartet, das man natürlich kopieren darf. Informationen dazu siehe: http://www.bund-lemgo.de/Omas_Apfelkuchen_lebt_wieder_auf.html - weitere Details auf Anforderung. Im Laufe der letzten Jahre haben wir festgestellt, dass viele der alten Apfelsorten von Allergikern vertragen werden können. Dies ist ein weiterer wichtiger Grund zum Erhalt der alten Sorten. Informationen zu verträglichen Apfelsorten für Allergiker finden Sie hier: http://www.bund-lemgo.de/apfelallergie.html |
Obsternte für Apfelsaftherstellung |
Naturtrüber Direktsaft aus Streuobstwiesenäpfeln - ein besonders edler TropfenUntersuchungen des Bundesforschungsinstituts für Ernährung und Lebensmittel in Karlsruhe haben ergeben, dass die alten Apfelsorten aus Streuobstwiesen besonders viele sekundäre Pflanzenstoffe erhalten. Siehe dazu auch Interview mit Dr. Jürgen Barth anlässlich unseres Jahresvortrags: /download/2013-04_Vortrag_Dr._Barth.jpg 4 Gesichtspunkte sprechen für den Konsum des Streuobstwiesenapfelsaftes Produkt aus der Region - BIO-Qualität - besonders gut für die Gesundheit - Beitrag zum Natur- und Umweltschutz
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Die Obstwiese als Lebens- und Erlebnisraum und als Beitrag zum Artenschutz
Gartenbaumläufer |
Wiesensalbei und Hummel |
Hornissen fühlen sich hier wohl |
Admiral |
Blaumeisen reduzieren die Schadinsekten |
Im Gegensatz zum intensiv bewirtschafteten Plantagenobstbau mit wenigen Obstsorten wurde in Streuobstwiesen schon immer auf den Einsatz von chemischen Spritzmitteln und Kunstdünger verzichtet. Die alten Streuobstwiesen mit ihrer Sortenvielfalt waren und sind auch heute noch mit den umgebenden Schutzhecken besonders prägende Landschaftsbestandteile und haben einen hohen ökologischen Wert für eine mannigfaltige Tier- und Pflanzenwelt. Von besonderer Bedeutung ist der Höhlenreichtum alter Bäume für Vogelarten wie Specht oder Meise, aber auch für Marder, Fledermäuse und Hornissen. Zur Blütezeit finden Bienen, Hummeln und Schmetterlinge reichlich Nahrung. Abgestorbene Bäume werden bis auf das Baumgerüst zurückgeschnitten, damit sie noch möglichst lange stehen bleiben.
Der Erholungswert in der Streuobstwiese sollte nicht vernachlässigt werden. Auch während der Arbeiten wird man von der Vogelwelt durch Gesang unterhalten. Ernte- und Arbeitseinsätze fördern den Gemeinschaftssinn. In der Blüte- und Erntezeit bietet sich ein herrliches Bild, aber auch im Winter kann man den Anblick der Streuobstwiese genießen. Viele Spaziergänger nutzen regelmäßig den Weg um die Streuobstwiese. Durch einen Lehrpfad, regelmäßige Exkursionen, Obstbaumschnittkurse und einen jährlichen Infostand mit alten Apfelsorten in der Fußgängerzone von Lemgo wird dazu beigetragen, der Bevölkerung das Projekt näher zu bringen.
Fazit
Die Erhaltung alter Obstsorten und eines Lebensraumes mit einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt sind ein wertvoller Beitrag zum Natur- und Umweltschutz. Es ist ein Beitrag zum Klimaschutz, weil das Obst regional zur Verfügung steht und auf energieintensiven Transport und Lagerung verzichtet wird. Verbunden mit der sinnvollen Nutzung des Obstes ist dies ein sinnvolles und nachahmenswertes ökologisches Projekt.